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Tage des indigenen Films
Indigener Film - aktuelles Jahresfoto

23. - 27.11.2016

Editorial

Vom 23. bis 27. November 2016 fanden zum 4. Mal die Tage des indigenen Films im Peter Weiss Haus in Rostock statt. Dieses Jahr wollten wir uns, noch mehr als in den vergangenen Jahren, die Fragen stellen:

Was ist eigentlich „indigene“ Kultur und wie kann man darüber sprechen? Was ist indigener Film?

Indigene Gesellschaften werden weltweit innerhalb ihrer spezifischen regionalen und politischen Kontexte marginalisiert. Ihre Kulturen nehmen auf vielfältige Weise Bezug auf die leidvolle Geschichte des Kolonialismus und dessen gegenwärtige Auswirkungen. Die Aushandlung einer eigenen kulturellen Identität ist davon geprägt, sich einerseits gegenüber der hegemonialen westlichen Kultur und Lebensart zu behaupten und andererseits diese auch selbstbestimmt anzunehmen – sich von außen also nicht festlegen zu lassen, wie man zu leben habe.

Weiterhin finden sich sehr konkrete kolonialistische Praktiken in der Lebensrealität Indigener wieder. Noch immer wird indigenen Gruppen ihr Recht auf ein angestammtes Territorium oder darauf, einen Lebensraum selbstbestimmt zu wählen, abgesprochen. Private und nationalstaatliche Akteure begehen in Verfolgung ihrer wirtschaftlichen Interessen Raubbau an den Bodenschätzen, was auch im 21. Jahrhundert zu Vertreibung indigener Gesellschaften führt.

In der medialen Darstellung Indigener werden Stereotype und Klischees von den „wilden Völkern“ reproduziert; in Film und Fernsehen haben Indigene selten eine eigene Stimme.

Mit den Tagen des indigenen Films wollen wir das Interesse für die Kultur und soziale Situation indigener Gesellschaften wecken und Indigenen eine Plattform bieten, ihre Lebenssicht aus der eigenen Perspektive darzustellen. Die Beschäftigung mit indigenen Kulturen kann auch unsere Weltsicht und unser Verhalten verändern und ein konstruktives Miteinander auf Augenhöhe überhaupt erst ermöglichen.

Vom 23. bis 27. November 2016 fanden zum 4. Mal die Tage des indigenen Films im Peter Weiss Haus in Rostock statt. Dieses Jahr wollten wir uns, noch mehr als in den vergangenen Jahren, die Fragen stellen:

Was ist eigentlich „indigene“ Kultur und wie kann man darüber sprechen? Was ist indigener Film?

Gezeigt wurden Spielfilme, Dokumentarfilme und ein Film für Jugendliche. Die Filme waren je nach Verfügbarkeit in unterschiedlichen Sprachfassungen oder untertitelt. Einen besonderen Schwerpunkt stellten dabei dieses Mal Filme vom afrikanischen Kontinent dars.

Neben den Filmen organisierten wir 3 Workshops und eine Ausstellung.

Alle Veranstaltungen fanden im Möckelsaal des Peter Weiss Hauses statt, auch die Ausstellung wird dort im Café Marat zu sehen sein.

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Programm der Filmtage 2016

Alle Veranstaltungen finden im Peter-Weiss-Haus statt. Moderierte Diskussion im Anschluss an die Vorführungen.

Mittwoch23.Nov2016
15:00 Uhr
VORTRAG
Fotos von Thabo Thindi
In der Fotoserie "A Third World Soul In A First World Pandemonium” dokumentiert Thabo Thindi mit seiner Kamera sich selbst und verwandte Seelen auf intensiven Streifzügen durch die Straßen Berlins: Momentaufnahmen seines Lebens, eine Suche ohne festes Ziel, die manchmal ein Gefühl der Leere und Verlorenheit vermittelt.
Referent: Thabo Thindi
Moderator: n.n.

Thabo Thindi wurde im Huhudi Township bei Vryburg in Südafrika geboren und lebt seit 2009 in Berlin. Mit den Medien Film, Fotografie, Performance und Poetry erzählt er seine alltägliche Lebensgeschichte. Aktuell arbeitet er an dem Dokumentarfilm “Berlin Black Music”. 2012 gewann er im Rahmen des „48 Hour Film Project Berlin“ den Preis "Beste Kamera". Er ist Gründer und Regisseur der Plattform Jozi.tv, die neben zahlreichen Projekten auch einen online TV-Sender produziert und sich der Darstellung und Repräsentation von Menschen aus afrikanischen Ländern in Deutschland widmet. Seine Fotografien und Videofilme wurden unter anderem im Haus der Kulturen der Welt, Galerie Listros, Ballhaus Naunynstraße und Cell 63 gezeigt.

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In der Fotoserie "A Third World Soul In A First World Pandemonium” dokumentiert der Künstler mit seiner Kamera sich selbst und verwandte Seelen auf intensiven Streifzügen durch die Straßen Berlins: Momentaufnahmen seines Lebens, eine Suche ohne festes Ziel, die manchmal ein Gefühl der Leere und Verlorenheit vermittelt. In "Home As Tourist" thematisiert er das Gefühl, fremd in Südafrika geworden zu sein und untersucht seine Wahrnehmung von Heimat, ihre Veränderung und ihre Stereotypisierung. Im Poetry Play "Tormented Soul" wird Thabo Thindi aktuelle poetische Texte live aufführen. Darin sucht er den Prozess seiner Desillusionierung zwischen den Welten zu fassen und den Wunsch zu verdeutlichen, seinen umherwirbelnden, fragmentierten Geist zur Ruhe zu bringen.

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Achtung! Eintritt frei
15:00 Uhr
VORTRAG
Die Spuren einer stummen Vergangenheit – Malerei von Rosana Perez de la Cruz
Rosana Perez de la Cruz ist Kolumbianerin. Sie ist ein Nachkomme der indigenen kolumbianischen Sinu-Kultur und Architektin von Beruf. Sie gestaltet ihre Werke in Mischtechnik und verwendet in erster Linie wiederverwertbare Materialien, um so auch zum Erhalt der Umwelt beizutragen. Sie verarbeitet in ihren Werken u.a. Petroglyphen (Felsbilder) präkolumbianischer indigener und afrikanischer Kulturen. Auf diese Weise sind ihre Bilder Erzählungen einer authentischen Kultur.
Referent: Rosana Perez de la Cruz
Moderator: n.n.

Rosana Perez de la Cruz ist Kolumbianerin. Sie ist ein Nachkomme der indigenen kolumbianischen Sinu-Kultur und Architektin von Beruf.

Sie gestaltet ihre Werke in Mischtechnik und verwendet in erster Linie wiederverwertbare Materialien, um so auch zum Erhalt der Umwelt beizutragen. Sie verarbeitet in ihren Werken u.a. Petroglyphen (Felsbilder) präkolumbianischer indigener und afrikanischer Kulturen. Auf diese Weise sind ihre Bilder Erzählungen einer authentischen Kultur.

In ihnen versucht sie, die Spuren der Geschichte zu reflektieren, die unsere Vorfahren uns hinterlassen haben. Dieses Erbe ist wenig bekannt und wird häufig ignoriert. Jedoch können Geschichte und Kunst unsere Identität bereichern.
Wo eine Kunstgeschichte erzählt wird, sind diese untrennbar miteinander verbunden.

„Wir folgen den Spuren der Ahnen und sehen, was sie einst suchten.“

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Achtung! Eintritt frei
16:00 Uhr
VORTRAG
Funk – Der Tanz der Favelas
In diesem Workshop werden Sie die Möglichkeit haben, mehr über die Favelas zu lernen – wie sie entstanden, wie sie sich bis heute entwickelt haben und wie sie sich weiterhin entwickeln werden.
Referent: Daniela Calmon Beier
Moderator: Johannes Beier

Die Afrikaner, welche vor einigen Jahrzehnten nach Brasilen kamen, haben vieles aus ihrer Kultur mitgebracht. Aus dem Tägliche Umgang mit der Urbevölkerung (Indios), den Europäern, der neuen Umgebung, sowie den soziologischen, politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, ist eine neue Kultur entstanden. Selbst die Weltberühmten Favelas würde es heute nicht in dieser Form geben, wenn der afrikanische Einfluss nicht da gewesen wäre.

In diesem Workshop werden Sie die Möglichkeit haben, mehr über die Favelas zu lernen – wie sie entstanden, wie sie sich bis heute entwickelt haben und wie sie sich weiterhin entwickeln werden. Sie werden die Chance haben, etwas von ihrem Vermächtnis zu lernen. Nach einer kurzen Präsentation über den Hintergrund, wird die Chance geben, einen Funk (Tanz der Favelas) zu sehen und auszuprobieren.

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Achtung! Eintritt frei
18:00 Uhr
VORTRAG
Aktenzeichen XY ungelöst – Rassismus in Film und Fernsehen
Rassismus ist kein eindimensionales Phänomen, was nur über Sprache (oder Beschimpfungen) abläuft, sondern auch durch Bilder reproduziert wird. Medienmacher_innen spiegeln demnach – bewusst oder unbewusst – durch die Wahl ihrer Sprache und ihre Perspektive auf die Welt, die rassistisch gefärbte Wirklichkeit der deutschen Gesellschaft wider.
Referent: Dr. Natasha A. Kelly
Moderator: Enoka Ayemba

Rassismus ist kein eindimensionales Phänomen, was nur über Sprache (oder Beschimpfungen) abläuft, sondern auch durch Bilder reproduziert wird. Medienmacher_innen spiegeln demnach – bewusst oder unbewusst – durch die Wahl ihrer Sprache und ihre Perspektive auf die Welt, die rassistisch gefärbte Wirklichkeit der deutschen Gesellschaft wider. Doch wer kann „sachdienliche Hinweise“ zu den Entstehungskontexten dieser Sprach- und Bildhandlungen geben? Wie sind die Vorstellungen von „indigenen Völkern“ entstanden? Und welche Funktionen erfüllen sie in der Geschichte und Gegenwart europäischer Mediendarstellungen? In diesem Vortrag wird die promovierte Kommunikationswissenschaftlerin und Soziologin Natasha A. Kelly Rassismus in Film und Fernsehen auf die Spur gehen und rassismuskritische Ansätze für Medienverantwortliche aufzeigen.

Dr. phil. Natasha A. Kelly ist Kommunikationswissen-schaftlerin und Soziologin mit den Forschungs-schwerpunkten race und gender. Die in London geborene und in Deutschland sozialisierte Panafrikanistin versteht sich selbst als „akademische Aktivistin“, die stets versucht Theorie und Praxis miteinander zu verbinden. Die Autorin und Dozentin hat an zahlreichen privaten und staatlichen Einrichtungen in Deutschland und Österreich gelehrt und referiert und ist in diversen ehrenamtlichen Projekten engagiert. Neben ihre beratende Tätigkeit für verschiedene Kunstinstitutionen ist sie Kuratorin der interaktiven Wanderausstellung EDEWA (http://www.edewa.info), die sich aus postkolonialer Perspektive mit Alltagsrassismus, Sexismus und Kolonialismus, insbesondere den Kolonialwarenhandel beschäftigt. Darüber hinaus ist sie die Herausgeberin von „Sisters and Souls. Inspirationen durch May Ayim“ (Orlanda Verlag 2015), eine Anthologie zu Ehren der afrodeutschen Wissenschaftlerin, Aktivistin und Dichterin. Ihre Dissertationsschrift „AfroKultur – der Raum zwischen gestern und morgen“ ist 2016 im Unrast Verlag erschienen. Mehr Infos unter: http://www.NatashaAKelly.com

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Achtung! Eintritt frei
20:00 Uhr
La Teta Asustada – Eine Perle Ewigkeit
Regie: Claudia Llosa
2009 Spanien / Peru 94min OmdU

La teta asustada bedeutet übersetzt so etwas wie "die erschrockene Brust" und ist der Nachfolger von Llosas Debutfilm Madeinusa, den wir schon auf den letzten Tages des indigenen Films gezeigt haben. Fausta wohnt bei ihrem Onkel und dessen Familie in einem Vorort von Lima. Die junge Frau lebt in dem Glauben das Leid ihrer verstorbenen Mutter während der Zeit des Terrors in Peru mit der Muttermilch aufgesogen zu haben und infolgedessen in ständiger Angst vor einer Vergewaltigung. Um sich zu schützen hat sie eine Kartoffel in ihre Vagina eingeführt und sie weigert sich trotz der durch sie verursachten, zunehmenden Schmerzen sie entfernen zu lassen. Um die Beerdigung ihrer Mutter bezahlen zu können, nimmt sie eine Stelle als Hausmädchen bei einer wohlhabenden Pianistin an, doch erst als ihr dort Ungerechtigkeit widerfährt, regt sich in ihr der Wille zu Selbstbestimmung.
La teta asustada nahm 2009 als erster peruanischer Film am Wettbewerb der Berlinale teil und gewann den Goldenen Bären.
Der Spielfilm thematisiert die Folgen der Gewalterfahrungen peruanischer Indigener während der blutigen Konflikte zwischen der Sendero Luminoso-Guerilla und der Staatsgewalt in den 80er Jahren für nachfolgende Generationen. Die Bedeutung der Traumatisierung indigener Kollektive und Familien für das Individuum wird anhand des Schicksals der jungen Fausta plastisch.

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Donnerstag24.Nov2016
18:00 Uhr
La Malentendu Colonial – Das koloniale Missverständnis
Regie: Jean-Marie Téno
2004 Kamerun / Frankreich / Deutschland 78min OmdU

„Als die ersten Missionare nach Afrika kamen, besaßen sie die Bibel und wir das Land. Sie forderten uns auf zu beten. Und wir schlossen die Augen. Als wir sie wieder öffneten, war die Lage genau umgekehrt: Wir hatten die Bibel und sie das Land“, bemerkte der ersten Premierminister Kenias Jomo Kenyatta einmal.
Auf den Spuren der Missionare reist der kamerunische Regisseur Jean-Marie Téno von Wuppertal über Südafrika, Namibia, Kamerun und Togo wieder zurück nach Wuppertal, um dort die Geschichte der "Rheinischen Missionsgesellschaft" zu erkunden. 1828 mit der hehren Absicht gegründet, die christliche Botschaft zu verbreiten, war sie schon nach kurzer Zeit aktiv in die koloniale Unterwerfung Afrikas verstrickt. In ihren Augen waren der Missionsgedanke und die Kolonialpolitik eng miteinander verbunden. »Die Flinte und die Bibel müssen hier miteinander wirken.« Teno rekonstruiert die Wechselwirkungen zwischen christlichem "Ethos", kaufmännisch-kolonialen Interessen und den traumatischen Erlebnissen der Missionierten, thematisiert aber auch die aktuelle Position der afrikanischen Kirchen und deren politisches Engagement.

„Die Verdrängung zahlreicher Verbrechen, Völkermorde und unzähliger massiver Missbräuche infolge des Sklavenhandels und der Kolonisierung Afrikas, die bis heute keinen Eingang in das Gedächtnis und die Geschichte gefunden haben, ist eine unannehmbare Situation. Diese Verbrechen sind Gegenstand einer insgeheimen Verweigerung: Man kann darüber sprechen, es gibt eine offizielle, faktische Anerkennung dieser Geschichte, doch es ist, als ob sie nicht Teil des historischen Bewusstseins, des Gedächtnisses der Menschheit, wären. Gedächtnisarbeit und Bewusstwerdung wurden ständig verhindert und unterdrückt.“ Jean-Marie Téno

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20:00 Uhr
Le Silence de la Forêt – The Silence of the Forest
Regie: Bassek ba Kobhio und Didier Ouénangaré
2003 Kamerun / Zentralafrika / Gabun 93min OmeU

„Le silence de la forêt“ ist eine filmische Adaption eines gleichnamigen Romans des Schriftstellers Etienne Goyamidé. Der Film erzählt die Geschichte der Rückkehr von Gonaba in sein Herkunftsland, die zentralafrikanische Republik. Nach jahrzehntelangem Aufenthalt verlässt er Frankreich, wo er erfolgreich studiert hat und danach ein mehr als gesichertes Leben führte.
Gonaba wird von Eriq Ebouaney gespielt, der u.a. für seine Interpretation von Lumumba im gleichnamigen Film von Raoul Peck bekannt ist. Gonaba verfolgt den Traum, sein Land bei seiner Transformation in die Moderne zu unterstützen: „Ich kann es kaum erwarten, eines Tages mit Genugtuung sagen zu können: Schaut hier, was ich für dieses Land geleistet habe.“ Er glaubt mit seinem westlichen Curriculum dafür genug gewappnet oder berufen zu sein. Den Bakas, einer von der Regierung sehr vernachlässigte Bevölkerungsminderheit im Land möchte er helfen sich zu wehren. Er will sie „retten“. Sie sollen lesen lernen. Es bahnt sich einen unerwarteter „Kulturkampf“ an.

Der Film feierte 2003 seine Premiere auf dem Filmestival in Cannes, Frankreich und gilt als erste große Produktion der Filmgeschichte der zentralafrikanischen Republik.

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Freitag25.Nov2016
18:00 Uhr
The Bushman’s Secret
Regie: Rehad Desai
2006 Südafrika / Australien / Deutschland 63min OmdU

Der Titel dieser Dokumentation ist zugleich der Name eines appetitlindernden, pharmazeutischen Produkts, das als besonders effektiver Schlankmacher frei von Nebenwirkungen 2004 vor allem den US amerikanischen Markt flutete. Der Verkauf spielte dem multinationalen Großkonzern „Unilever“ Millionen ein. Die Herstellung dieser Diät-Pillen basiert auf der Verarbeitung des Hoodia-Kaktus, dem in der traditionellen Medizin und Ernährung des Khoisan-Volks seit jeher eine zentrale Bedeutung zukommt. Mit der Frucht der Hoodia, deren ganzheitliche mentale Wirkung die San schätzen, geht ein großer Geist einher, so der Glaube der San, der auf dem Glauben an Pflanzen und Natur basiert.
Im März 2003 hatte Unilever den San per Vertrag das Patent zur Verarbeitung der Hoodia-Pflanze abgekauft. Was zuerst für einen bedeutenden Schritt gehalten wurde, der die San auf internationaler Ebene sowohl als Inhaber wichtigen Wissens sowie als Vertragspartner auf Augenhöhe anerkennt, entpuppt sich schnell als große Ungerechtigkeit: Das Vorkommen der Hoodia ist in der gesamten Kalahari-Ebene auf ein verschwindendes Maß geschrumpft, die San sind damit ihrer Grundlage beraubt. Die Profiteure von „Unilever“ hinterlassen das Volk der San mit einem sehr geringen Teil des Profits, in einen Konflikt, in Armut und Alkoholismus getrieben.

Rahad Desai, dem Regisseur dieses gründlich recherchierten Dokumentarfilms, gelingt es trotz Darstellung der schreienden Ungerechtigkeit die Khoisan nicht allein als Opfer zu zeigen, sondern angesichts ihres tiefen, ganzheitlichen Wissens als dennoch überlegen gegenüber Industrie und westlich zivilisierter Entfremdung und Ungesundheit.

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20:30 Uhr
Timbuktu
Regie: Abderrahmane Sissako
2014 Mali / Mauretanien / Frankreich 97min OmdU

Kidane lebt friedlich mit seiner Frau Satima, seiner Tochter Toya und Issan, einem kleinen, 12 Jahre alten Hirtenjungen in den Dünen, nicht weit von Timbuktu, das in die Hände religiöser Fundamentalisten gefallen ist.
In der Stadt erdulden die Einwohner ohnmächtig das Terrorregime, das von den Dschihadisten eingesetzt wurde, um ihren Glauben zu überwachen. Musik, Gelächter, Zigaretten und sogar das Fußballspielen wurden verboten. Die Frauen sind zu Schatten geworden, die versuchen, würdevoll Widerstand zu leisten.
Jeden Tag werden von auf die Schnelle eingesetzten Tribunalen tragische und absurde Strafen ausgesprochen. Kidane und seine Familie bleiben von dem Chaos in Timbuktu verschont. Aber ihr Schicksal ändert sich, als Kidane aus Versehen Amadou tötet, einen Fischer, der seine Lieblingskuh „GPS“ schlachtete. Nun muss er sich den neuen Gesetzen der ausländischen Besatzer stellen.

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Samstag26.Nov2016
16:00 Uhr
Beit Sha’ar – Nomad’s Home
Regie: Iman Kamel
2010 Ägypten / Deutschland / Kuweit / VAE 61min OmeU

Auf der Sinai-Halbinsel lernt Dokumentarfilmerin Iman Kamel die Unternehmerin Selema kennen, die mit vielen
Traditionen ihrer Umgebung bricht. Als Beduinenfrau ist ihr Leben normalerweise an starre Traditionen gebunden.
In der rauhen Wüstenumgebung, in der Wasser knapp ist und die Lebensbedingungen schwer sind, widersetzte
Selema sich nach und nach den patriarchalischen Regeln der Gemeinschaft, machte Bildung und Ehe zur eigenen
Entscheidung und führt souverän ein eigenes kleines Unternehmen.
Iman Kamel, selbst in Kairo geboren, gelingt es, rare und sensible Einblicke in die Welt der Beduinenfrauen zu geben, deren Stämme nicht mehr als Nomaden leben, sondern längst sesshaft geworden sind. Iman, die sich selbst als Nomadin im Herzen versteht, entwickelt ein poetisches Portrait zweier Frauen, die ihr Leben auf unterschiedliche Weise selbstbestimmt gestalten und doch stark miteinander verbunden sind.

Veranstaltung in Kooperation mit dem
Frauenkulturverein Die Beginen

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20:00 Uhr
El Abrazo de la Serpiente – Der Schamane und die Schlange
Regie: Ciro Guerra
2015 Argentinien / Kolumbien / Venezuela 124min OmdU

Amazonas, Anfang des 20. Jahrhunderts: der Schamane Karamakate wird gebeten, den deutschen Forscher Theodor Koch-Grünberg zu heilen. Doch dafür müssen sie die geheimnisvolle Yakruna-Pflanze finden. Etwa 30 Jahre später sucht der Botaniker Richard Evans Schultes Karamakate auf. Auch er ist auf der Suche nach der Yakruna. Karamakate, der mittlerweile den Zugang zur Geisterwelt verloren hat, macht sich noch einmal auf den Weg auf dem Amazonas, ins Herz der Finsternis …

In grandiosen Bildern erzählt DER SCHAMANE UND DIE SCHLANGE von den Mysterien einer fast vergessenen Kultur und den Schrecken der Kolonialisierung. Beruhend auf wahren Begebenheiten, als faszinierendes Abenteuer erzählt.

Auf dem Cannes Filmfestival 2015 wurde DER SCHAMANE UND DIE SCHLANGE mit dem C.I.C.A.E. Award ausgezeichnet und erhielt eine Oscar-Nominierung als Bester Fremdsprachiger Film 2016.

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Sonntag27.Nov2016
16:00 Uhr
Whale Rider
Regie: Niki Caro
2002 Neuseeland 101min deutsche Synchronfassung

In einer zeitlosen Geschichte um Liebe, Anerkennung und Ablehnung kämpft ein junges Mädchen um die Erfüllung ihres Schicksals Die Maori-Bewohner eines kleinen neuseeländischen Küstenorts führen ihre Herkunft
auf Paikea, den Walreiter zurück. Seit über tausend Jahren trägt ein männlicher Nachfahre aus jeder Generation diesen Titel. Nun ist die Zeit für einen neuen Erben gekommen. Als jedoch der Hoffnungsträger bei der Geburt stirbt und nur dessen Zwillingsschwester überlebt, sieht sich Stammesoberhaupt Koro (Rawiri Paratene) nicht imstande, seine Enkelin Pai(kea) (Keisha Castle-Hughes) als zukünftige Anführerin zu akzeptieren. Koro, überzeugt davon, dass das Unglück seines Stammes mit der Geburt Pais begann, ruft sein Volk dazu auf, ihm seine Söhne zu bringen, um unter ihnen den neuen Anführer zu ermitteln. Dieser soll den Stamm wieder aus all seinen Schwierigkeiten herausführen. Die 12-jährige Pai, die ihren Großvater Koro mehr als jeden Anderen auf der Welt
liebt, muss sich nun gegen diesen und eine tausendjährige Tradition auflehnen, um ihre Bestimmung zu erfüllen.
In dem bisher erfolgreichsten neuseeländischen Film aller Zeiten wirft Regisseurin Niki Caro einen bewegenden Blick auf den Kampf eines mutigen Mädchens gegen überkommene Traditionen und um Liebe und Anerkennung. Ein emotional packender Film, der mühelos den Grat zwischen Mythos und Gegenwart meistert.

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18:00 Uhr
Corumbiara – They Shoot Indians, Don’t They?
Regie: Vincent Carelli
2009 Brasilien 117min OmeU

Vor 30 Jahren rief der franco-brasilianische Filmemacher und Aktivist Vincent Carelli das Projekt „Video nas aldeias“ (Film in den Dörfern) ins Leben. Zunächst angelegt als Experiment, das darin bestand indigenen Gruppen die Möglichkeit zu verschaffen Videoaufnahmen von sich selbst zu machen und sich anzusehen, entwickelte sich daraus bald eine Art Filmschule für die indigene Bevölkerung Brasiliens und eines der größten indigenen Bildarchive weltweit.

Im selben Jahr (1986) wird Carelli von Marcelo Santos, einem Mitarbeiter der brasilianischen Behörde für indigene Angelegenheiten (FUNAI), gebeten ihm dabei zu helfen Beweise für ein Massaker an Indigenen in der Ortschaft Corumbiara im Bundesstaat Rondônia zu sammeln. Eine Aufgabe, die die beiden über 20 Jahre beschäftigen wird. Carelli begleitet die Ermittlungen von Anfang an mit der Kamera.
Im Laufe der Recherchen treffen sie auf eine Familie der Kanoê und eine Gruppe der Akuntsu, Überlebende der gewalttätigen Übergriffe. Ihre Existenz kann durch das Videomaterial belegt werden und dennoch reichen die Beweise vor Gericht nicht aus um die für die Ermordung, Vertreibung und Zerstörung indigener Gemscheinschaften in der Region verantwortlichen Holzfirmen und Farmer zur Rechenschaft zu ziehen.
Der Film macht die zeitgeschichtlichen Bedingungen des Umgangs mit indigenen Gruppen Brasiliens in drei Jahrzehnten sichtbar und wirft grundsätzliche anthropologische Fragen auf: Inwiefern ist die Missachtung der Selbstbestimmung von Indigenen vertretbar, unter der Vorraussetzung ihnen helfen zu wollen, der Kontakt jedoch gar nicht gewünscht ist und die Folgen der Intervention unkontrollierbar sind? Wie ist politische Repräsentation von weitestgehend „isolierten Indigenen“ möglich und welche Rolle spielen die Medien dabei? Zudem ist Carellis Material eines der wenigen Bild-Zeugnisse eines (vermeintlichen) Erstkontakts zu weitestgehend isolierten Gruppen.

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20:00 Uhr
Girimunho – Der Wirbel
Regie: Clarissa Campolina und Helvécio Marins Jr.
2011 Brasilien / Spanien / Deutschland 90min OmdU

Im brasilianischen Hinterland lebt die 81-jährige Bastu zusammen mit ihrem Ehemann und ihrer Enkeltochter
Branca, die sich geduldig um ihre Großmutter kümmert. Als Bastus Ehemann stirbt fühlt sie sich von seinem Geist
auf penetrante Weise heimgesucht. Sie sucht Rat bei ihrer Freundin und Nachbarin Maria, die ihr Leben der
Aufrechterhaltung von Traditionen und alten brasilianischen Volksliedern widmet.

Als Enkeltochter Branca endlich eine Ausbildung findet und ihr eigenes Leben woanders beginnen will, muss Bastu anfangen die Hinterlassenschaften und damit den Geist ihres Mannes los zu lassen.

Girimunho gibt einen sanften, unaufdringlichen Einblick in das Leben der Frauen, ihren Umgang mit Einsamkeit,
Selbstständigkeit und Abhängigkeit. Der entspannte und langsame Lebensrhythmus wird in poetischen,
meditativen Bildern erzählt.

6 Jahre lang arbeiteten die Regisseure Clarissa Campolina und Helvécio Marins Jr. zusammen mit wunderbaren Laiendarstellern, die dem Film eine authentische und fast dokumentarische Atmosphäre verleihen.

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