Indigene Gesellschaften werden weltweit innerhalb ihrer spezifischen regionalen und politischen Kontexte marginalisiert. Ihre Kulturen nehmen auf vielfältige Weise Bezug zur leidvollen Geschichte des Kolonialismus und dessen gegenwärtige Auswirkungen. Die Aushandlung indigener kultureller Identität ist davon geprägt, sich einerseits gegenüber der hegemonialen westlichen Kultur und Lebensart zu behaupten und andererseits diese auch selbstbestimmt anzunehmen – sich von außen also nicht festlegen zu lassen, wie man zu leben habe.
Weiterhin finden sich sehr konkrete kolonialistische Praktiken in der gegenwärtigen Lebensrealität Indigener wieder. Noch immer wird vielen indigenen Gruppen ihr Recht auf ein angestammtes Territorium oder darauf, einen Lebensraum selbstbestimmt zu wählen, abgesprochen. Private und nationalstaatliche Akteure begehen in Verfolgung ihrer wirtschaftlichen Interessen Raubbau an den Bodenschätzen, was auch noch im 21. Jahrhundert zu Vertreibung indigener Gesellschaften führt.
In der medialen Darstellung Indigener werden Stereotype und Klischees von den "wilden Völkern" reproduziert; in Film und Fernsehen haben Indigene selten eine eigene Stimme.
Mit den Tagen des indigenen Films wollen wir das Interesse für die Kultur und soziale Situation indigener Gesellschaften wecken und Indigenen eine Plattform bieten, ihre Lebenssicht aus der eigenen Perspektive darzustellen. Die Beschäftigung mit indigenen Kulturen kann unsere Weltsicht und unser Verhalten verändern und ein konstruktives Miteinander auf Augenhöhe überhaupt erst ermöglichen.
Zum 5. Mal finden die Tage des indigenen Films vom 22. bis 26. November 2017 im Peter Weiß Haus in Rostock statt. Wie auch in den vergangenen Jahren wollen wir das Publikum mit historisch spannenden Aufnahmen an die Lebensweise und die Probleme indigener Kulturen heranführen.
Mit rund 10 verschiedenen Filmen sowie Workshops und Ausstellungen setzen sich die Filmtage zum Ziel, einen Spagat zu bewältigen zwischen der Sensibilisierung für indigene Belange und dem Aufzeigen indigener Blickwinkel einerseits, und den naturgemäß durch Stereotype mitgeformten Vorkenntnissen des Publikums andererseits .
An insgesamt 5 Tagen wollen wir mit verschiedenen Dokumentar-, Spiel- und Kurzfilmen eine Grundlage für die Diskussion streitbarer Themen schaffen. Unter anderem soll mit dem Filmschwerpunkt „indigene“ Musik die spannende Unschärfe des Begriffs „indigen“ beleuchtet werden.
Kindern und Jugendlichen wollen wir durch altersgerechte Filme und begleitenden Workshops eine Heranführung an das Thema indigenen Lebens in der Gegenwart ermöglichen.
Neben Kinder- und Jugendfilmen stehen indigene Filme zum Thema „Musik“ im Fokus der diesjährigen Veranstaltung. Der Regionalfokus liegt auf Asien, Ozeanien und Australien; es sind zudem Filme aus Nord- und Südamerika vertreten.
Die Filme werden überwiegend in Originalsprache mit deutschen Untertiteln, teils in deutschen Synchronfassungen oder aber in englischer Sprache gezeigt.
PROGRAMM DER FILMTAGE 2017
Mittwoch, 22.11.2017
17:00
FASZINATION INDIANER: VORSTELLUNGEN, DARSTELLUNGEN –
EIN STREIFZUG DURCH DIE JAHRHUNDERTE
Eröffnung der Ausstellung
Leihgabe des NONAM Zürich, 2012
Moderation: Stefanie Land-Hilbert, Institut für Anglistik/Amerikanistik, Universität Potsdam
18:00
ZENTRALE FRAGEN INDIGENER GESELLSCHAFTEN DER GEGENWART:
ZWEI FALLSTUDIEN AUS DER PAZIFIKREGION
Vortrag von Jens Temmen, M.A.;
RTG „Minor Cosmopolitanisms“, Universität Potsdam
20:00
MUFFINS FOR GRANNY
von Nadia McLaren
Dokumentarfilm, Kanada, eOF, 1:28, 2006
Moderation: Stefanie Land-Hilbert
22:00
TSI TKAHÉHTAYEN (THE GARDEN)
von Zoe Leigh Hopkins
?E?ANX (THE CAVE)
von Helen Haig-Brown
SAVAGE
von Lisa Jackson
Kurzfilme des Embargo Collective, Kanada, ca. 0:30, eOF/OmeU, 2009
Moderation: Stefanie Land-Hilbert
Donnerstag, 23.11.2017
18:00
SAMIN VS. SEMEN
von Dandhy Dwi Laksono
Dokumentarfilm, Indonesien, 0:40, OmdU, 2015
Moderation: Anett Keller
20:00
KATYABAAZ (POWERLESS)
von Deepti Kakkar, Fahad Mustafa
Dokudrama, Indien, 1:24, OmeU, 2013
Moderation: Enoka Ayemba
Freitag, 24.11.2017
18:00
DIE FARBEN DES TANGOS
Vortrag von Liliana Bordet, Lateinamerika-Institut,
Freie Universität Berlin
Moderation: Enoka Ayemba
20:00
TANGO NEGRO: THE AFRICAN ROOTS OF TANGO
von Dom Pedro
Dokumentarfilm, Angola, 1:33, OmeU, 2013
Moderation: Enoka Ayemba
22:00
THE BLUES. FEEL LIKE GOING HOME
von Martin Scorsese
Dokumentarfilm, Deutschland/USA, 1:50, OmdU, 2003
Moderation: Enoka Ayemba
Samstag, 25.11.2017
16:00
DER INDIANER (DE INDIAAN)
von Ineke Houtman
Spielfilm für Kinder, Niederlande, 1:20, dF, 2009
Moderation: Rosana Perez de la Cruz
18:00
WAS ES HEISST, EIN “INDIANER” ZU SEIN
Workshop für Kinder mit Rosana Perez de la Cruz
20:00
UND DANN DER REGEN (TAMBIÉN LA LLUVIA)
von Icíar Bollaín
Spielfilm, Spanien, Mexiko, Frankreich, 1:43, OmdU, 2010
Moderation: Christin Gustke
22:00
XINGU
von Cao Hamburger
Spielfilm, Brasilien, 1:42, OmeU, 2011
Moderation: Andrea Köster
Sonntag, 26.11.2017
16:00
Die GeschicHte des respektlosen, aufmüpfigen, schlauen, spitzbübischen und immer zum Tanzen aufgelegten Güegüense
Bilderbuchkino für Kinder von Maria López Vigil
mit Stefanie Land-Hilbert; 0:45
18:00
BOY
von Taika Waititi
Spielfilm, Neuseeland, 1:27, eF, 2010
Moderation: Christin Gustke
20:00
THE SAPPHIRES
von Wayne Blair
Spielfilm, Australien, 1:43, OmdU, 2012
Moderation: Stefanie Land-Hilbert
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Eintritt je Film/block:
3,00 Euro
Eintritt zu allen anderen Veranstaltungen
kostenfrei
Beschreibungen zu den Filmen ab Anfang November
in den Rubriken hier auf dieser Website
und laufend auf
www.facebook.com/indigenerfilm
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Ihr könnt die Filme und Veranstaltungen der Filmtage
online bewerten.
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